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XAIPETE!

Papyrologisches

Grabrelief aus Neumagen

Wissenswertes und Interessantes aus dem griechisch-römischen Ägypten

Diese Sektion wird nach und nach erweitert werden. Ein Besuch lohnt sich also immer mal wieder. ;-)

Was geschah am...?

Hier findet man einen Kalender, der für jeden Tag einige ausgewählte Papyri paraphrasiert, die zeigen, was an jenem Tag in der Antike geschehen ist. (Der Kalender befindet sich noch im Aufbau, wird aber je nach der mir zur Verfügung stehenden Zeit erweitert).

Papyrusverbrauch:

Ein Büro des Dioiketen (Finanzminister) Apollonios brauchte Mitte des 3. Jhs. v. Chr. bisweilen 60 Papyrusrollen (à 20 Blätter) pro Tag. Manche Büros verbrauchten 258/257 v.Chr. 434 Rollen innerhalb von 33 Tagen (vgl. C. Préaux, L'économie royale des Lagides, Brüssel 1939, S. 193).

"Indiana-Jones-Schafe":

Schafe trugen in der Antike bisweilen Lederjacken. Dadurch wurde die Wolle geschont und muß wohl auch sehr weich geworden sein. Fehlen also nur noch Hut und Peitsche. ;-) (vgl. PCZ III 59430, 2-4; P.Hib. I 32, 12 und Strab. 4.4.3 und 12.3.13).

Ein kurioser Ort zum Schafe-Scheren...?

Daß die gleichnamige Hauptfigur von Astrid Lindgrens "Pippi Langstrumpf" ihr Pferd "Kleiner Onkel" auf der Veranda stehen hat, ist schon merkwürdig genug - aber nicht neu.

Schon in der Antike wußte man einen Balkon zu schätzen. So mietet der Weber Sisinnis aus Herakleopolis in P.Ross.Georg. III 56 zwischen dem 26. Januar und 27. Februar 707 n. Chr. in der Allee der Veneti (= Zirkuspartei der Blauen) zwei Räume eines Hauses, welches nach Norden zeigt.

Im ersten Stock mietet er eine Exedra, d.h. einen halbrunden, nach einer Seite hin offenen Raum, der hier nach Osten zeigt. Im zweiten Stock mietet er ein Schlafzimmer mit Zubehör. Diese Exedra, ein Wort, das gerne auch mit "Veranda" übersetzt wird (über den Sinn dieser Übersetzung läßt sich diskutieren), will unser Weber, der auf tarsische Gewänder spezialisiert ist, zum Scheren von Wolle nutzen...

Wenn die Wolle allerdings erst noch geschoren werden muß, heißt das jedoch, daß die Wolle liefernden Tiere sich dort auch befinden müßten, nämlich in dieser Exedra im 1. Stock!

Schafschur in einer Exedra im ersten Stock - das hätte ich auch gerne gesehen! Smiley Man stelle sich vor, wie man im Innenhof des Hauses steht und ein blökendes Schaf, das gerade geschoren wird, von der Exedra zu einem hinunterschaut. Ob eine solche Exedra ein Geländer besaß, ist unbekannt, aber nicht undenkbar. Zumindest sollte dies eine logische Sicherheitsmaßnahme für die Schafe gewesen sein...

P.S.: Natürlich stellt sich die Frage, warum ein Weber überhaupt Wolle scheren muß. Eigentlich sollten das die Hirten doch tun, oder etwa nicht? Der Ausdruck "ἐπὶ τῷ κϵίρϵι]ν̣ ἔριον" ("zum Wolle-Scheren") steht aber als Verwendungszweck der Exedra eindeutig dort (Z. 7)... Oder handelt es sich am Ende gar nicht um Schafe, sondern womöglich um andere Tiere, die zur Wollgewinnung geschoren werden können (schließlich ist er auf Tarsische Gewänder spezialisiert!)? Wie auch immer: Die merkwürdige Vorstellung von Tieren in der Exedra im ersten Stock bleibt jedenfalls erhalten.

P.P.S.: Bergziegen wären immerhin dafür geeignet, eine Treppe erklimmen zu können, um in den ersten Stock zu gelangen...

Die Magie der Zahlen

In der Antike hat man Zahlen mit den griechischen Buchstaben des Alphabets dargestellt. Alpha=1, Beta=2, Gamma=3, etc. Iota=10, Kappa=20, Lambda=30, etc. Rho=100, Sigma=200, Tau=300 etc.

Da man also mit griechischen Buchstaben sowohl schreiben als auch Zahlen ausdrücken konnte, lag es nahe, bei bestimmten Worten den Zahlwert zu errechnen. Sueton z.B. berichtet (De Vita Caesarum, Nero XXXIX 2), daß der Name Nero, griech. Νέρων, denselben Zahlenwert hat wie der Satz "Er tötete die eigene Mutter", griech. ἰδίαν μητέρα ἀπέκτεινε, nämlich 1005. Ein unvermeidliches Schicksal also? Smiley

Übrigens: Die Bedeutung Zahl des Biestes 666 (χξς) ist bis heute nicht gelöst worden. Warum die Zahl so lautet, wissen wir einfach nicht. Vermutet wird, daß die drei Buchstaben Anfangsbuchstaben dreier Wörter oder Namen sind. Welche das sein könnten, ob es Namen sind oder die Wörter einen Satz bilden, ist unbekannt. In P.Oxy. LXVI 4499 lautet die Zahl des Biestes wiederum 616 (χις)... Also: Tüftler an die Front! ;-)

Scheidung auf Antinoitisch

Wer hat Schuld, wenn ein Ehepaar sich streitet und letztlich beschließt, sich scheiden zu lassen?

Ganz klar: Ein böser Dämon!

Aurelius Mathias, Sohn des Phoibammon und der Helene, ein Ruderer, und Aurelia Kyra, Tochter des Johannes und der Tanoe, beide Bürger der Metropole Antinoupolis, lassen sich scheiden, weil sie "durch einen Unheil stiftenden Dämon" entzweit wurden.

Immerhin, darin sind sich beide einig und können sich sogar auf die Scheidungsmodalitäten einigen, so z.B. daß sie sich auch nicht um die Geschenke, die sie damals zur Hochzeit erhalten hatten, streiten. Das noch ungeborene Kind soll dann später dem Vater zugesprochen werden. (vgl. P.Lond. V 1712)

Steuern auf das "leichte Gewerbe"

Schon in der Antike mußten Prostituierte Steuern an den Staat abführen, um ihr Gewerbe ausüben zu dürfen. Dies zeigt unter anderem SB VI 9545 (33), ein Erlaubnisschein für eine Hetäre vom 23. September 142 n. Chr.

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