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Papyrologie

Papyrus

Geschichte der Papyrologie

1752 Am Anfang der Geschichte der Papyrologie als Wissenschaft steht die zufällige Entdeckung der "Villa Ercolanese dei Papiri" in Herculaneum in Süditalien, welches 79 n. Chr. beim Vesuvausbruch von Lava verschüttet wurde. Das Haus gehörte einem gewissen Calpurnius Piso, einem Freunde Ciceros. In seiner Bibliothek fanden sich ca. 800 verkohlte Papyrusrollen, welche Werke von Epikur, Polystratos, Demetrius von Lakon, Chrysipp, Philodem und anderen Epikureern enthalten. Eine erste Ausgabe mit Kupferstich-Faksimile und Transkriptionen erschien 1793 ("Herculanensium Voluminum quae supersunt: Collectio prior" I-IX, 1793-1850, "Collectio altera" I-XI, 1862-1876).

1778 Einige ägyptische Fellachen finden bei der Ausübung ihrer bäuerlichen Tätigkeiten ein Bündel von ca. 50 Papyrusrollen. Ein italienischer Händler kauft ihnen eine der Rollen als Andenken ab. Enttäuscht darüber, daß sie ihm nicht mehr verkaufen konnten, verbrannten sie die Papyri, um - wie gesagt wird - wenigstens den Duft zu genießen, den die brennenden Papyri verströmten. Vielleicht zerstörten sie sie auch nur, weil das Geschriebene einfach keine Beziehung zum Islam hatte. Über den Italiener kam die Papyrusrolle in die Hände des Kardinals Stefano Borgia, von dem der Papyrus seinen Namen "Charta Borgiana" hat. Er beinhaltet eine Liste von Deich- und Kanalarbeitern vom Jahre 192/193 n. Chr. aus Ptolemais Hormu und wurde vom Dänen N. Schow 1788 unter dem Titel "Charta Papyracea Graece Scripta Musei Borgiani Velitris" in Rom publiziert. Heute wird der Papyrus im British Museum aufbewahrt.

1799 [Entdeckung der "Rosettana", einer dreisprachige Inschrift (Hieroglyphen, Demotisch und Griechisch), durch Napoleon und seine Truppen. Da Napoleon den Krieg verlor, kam der Stein von Rosette nach London, wo er sich heute noch im British Museum befindet. Mit Hilfe dieser Inschrift gelang dem Engländer Thomas Young und dem Franzosen Jean François Champollion ca. 30 Jahre später die Entzifferung der Hieroglyphen.]

1815-1825 Private Ausgrabungen bei Memphis und Theben, wo einige Papyri gefunden werden.

ca.1821-1865 Immer wieder werden einzelne Papyri von internationalen Wissenschaftlern publiziert.

1870 Mit dem Aufschwung der Landwirtschaft Ägyptens unter dessen damaligem König Ismael wurde zur Düngung Erde aus antiken Müllkippen auf die Felder transferiert. Dabei kamen immer mehr Papyri zum Vorschein. Nachdem die Fellachen den Marktwert der Papyri erfahren hatten, begannen sie auf der Suche nach den antiken Schriftzeugnissen systematisch ganze Gräber zu durchwühlen und Mumien und Sarkophage zu zerstören.

1887 Beginn von Ausgrabungen in Dime, dem antiken Soknopaiu Nesos, im Norden des Fayums. Die christlichen und hebräischen Papyri "Chester Beatty" werden dort gefunden, eine große Papyrusrolle von Hyperides (P.Louvre Inv. 9331), eine Rolle mit einem bis dahin verschollenen Teil von Aristoteles' Werk über den "Staat der Athener" (P.Lit.Lond. 108) sowie eine Rolle von Herondas (P.Lit.Lond. 96). Diese Funde ziehen die Aufmerksamkeit der Philologen auf sich.

1891 Publikation verschiedener philologischer Texte, die auf Papyrus erhalten sind.

1898 Zum ersten Mal wird der Begriff "Papyrologie" gebraucht. Der Wissenschaftler Frederic Kenyon prägte ihn anläßlich einer Rezension des Katalogs des British Museums: "papyrology, if we may use such a word...". Seitdem wird die Papyrologie als eigenständiger Zweig der klassischen Studien anerkannt.

Ende des 18. / Anfang des 19. Jhs. Die Engländer B.P. Grenfell (1869-1926) und A.S. Hunt (1871-1934) führen die Ausgrabungen Flinders Petries mit größerem Erfolg weiter und werden in Oxyrhynchos, Tebtynis und Hibeh fündig. Auch die deutschen Wissenschaftler U. Wilcken (der "Vater" der deutschen Papyrologie; Ausgrabungen in Herakleopolis), P. Viereck (Philadelphia), O. Rubensohn (Elephantine), W. Schubart (Abusir), L. Mitteis und F. Preisigke trieben das junge Fach mit ihren Ausgrabungsfunden und Publikationen voran. Italienische Wissenschaftler (z.B. E. Breccia, Ausgrabungen in Oxyrhynchos und Tebtynis) sowie französische Philologen (z.B. P. Jouguet, Ausgrabungen in Magdola) ließen sich nicht lange bitten. Somit verbreitete sich die Papyrologie als Wissenschaft rasch über ganz Europa, um ein wenig später (nach dem 1. Weltkrieg) sogar die neue Welt zu erobern.

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